17.02.2022 von Redaktion (aktualisiert)

Abwehr stärken mit Knoblauch, Zwiebel & Co.

Ob bei hartnäckigem Husten, laufender Nase oder Fieber: Ausreichend Schlaf und Ruhe unterstützen unsere Abwehrkräfte. Zusätzlich lässt sich das Immunsystem aus dem Reich der Küche boosten. Die beste Basis ist eine bunte Kost, manche Ingredienzien helfen auch im akuten Fall.

„Lebensmittel sei Arznei und Arznei sei Lebensmittel“, das wusste bereits Hippokrates. So ist für ein starkes Immunsystem eine ausgewogene, ballaststoffreiche, pflanzenbetonte Ernährung die Basis. Wichtig dafür ist ausreichend Eiweiß, eher weniger Fett, viele Vitamine und Mineralstoffe. Besonders immunaktive Substanzen sind Vitamin C, B, E, und auch Zink, Eisen und Selen. Vitamin C in hohen Dosen wird auch oft nachgesagt, dass es vor Erkältungskrankheiten schützt, allerdings verweisen Studienergebnisse diese landläufige Meinung ins Reich der Mythen.

Wissenswert

Zink ist vor allem enthalten in Rindfleisch und Lamm, Haferflocken, Linsen, Gouda und Emmenthaler. Selen liefern vorwiegend Nüsse und Fisch, beta-Carotin steckt im grünen Gemüse wie Kohlgemüse, Spinat und in vielen orange-gelben Früchten wie Marillen, Paprika, Karotten, oder Tomaten. Kiwi, Zitronen, Orangen, grüner Paprika, Sauerkraut, Roten Rüben und Kartoffeln sind reich an Vitamin C.

Neben wertvollen Vitaminen und Mineralstoffen enthalten Obst und Gemüse auch sekundäre Pflanzenstoffe, die ebenso in Getreide, Hülsenfrüchten, Gewürzen und Kräutern vorkommen. Ihre Gesundheitseffekte auf den Menschen sind heute vielbeforscht: Sie wirken unter anderem immunmodulierend, entzündungshemmend oder antimikrobiell. Effektive Vertreter aus dem Reich der Gemüse und Gewürze sind Knoblauch, Zwiebel, Kohl, Chili und Salbei. 

Knoblauch: Keimabtötende Wunderknolle

Das besondere an Knoblauch sind die in ihm enthaltenen Schwefelverbindungen Allicin und Alliin, die antibakteriell wirken und auch in Zwiebeln, Lauch oder Schnittlauch reichlich vorkommen. Egal ob roh, getrocknet, als Öl oder Extrakt: Knoblauch entfaltet seine Wirkung bereits im Magen. Studien ergaben, dass Allicin bereits in geringen Konzentrationen das Wachstum von Bakterien, Pilzen und Hefen hemmt und die Produktion von entzündungsfördernden Zytokinen reduziert. Wer frischen Knoblauch zu Hause hat, kann schon durch den Verzehr von zwei bis drei kleinen Zehen von den antibakteriellen Effekten profitieren. Aufgekocht und inhaliert, mildert er die Symptome bei Atemwegsinfekten wie einer Erkältung, Bronchitis oder Husten. Roh gegessen kann er zur Linderung von Magen-Darm-Beschwerden beitragen. Egal in welcher Form konsumiert, die knofelige Behandlung verursacht keine Nebenwirkungen, unter Umständen aber eine unangenehme „Fahne“.

Auch Zwiebel wirkt

Weitere potente sekundäre Pflanzenstoffe sind Flavonoide. Sie sind in gelben, roten und violetten Obst und Gemüsesorten wie Zwiebeln, Tomaten, Karotten, Orangen, Äpfeln und Beeren enthalten. Einzelne Flavonoide wie Quercetin wirken antimikrobiell, sowohl gegen Bakterien als auch Viren. Die Fähigkeit, virale Eiweiße zu binden, verringert deren Vermehrung und scheint somit die antivirale Wirkung zu erklären. Als Hausmittel wird die Zwiebel vielseitig eingesetzt. So können aufgelegte Säckchen, gefüllt mit fein geschnittenen und leicht gedünsteten Zwiebeln, bei akuten Mittelohrentzündungen helfen. Abgekochte Zwiebel als Ganzes, deren Sud als „Tee“ oder dieser eingedickt als Sirup mit braunem Zucker kann bei Husten und Erkältungskrankheiten lindernd wirken. Zwar gibt es wissenschaftliche Publikationen zu den lindernden Effekten, die Studien wurden allerdings großteils mit Extrakten durchgeführt. Inwiefern die Mengen und Konzentrationen im Alltag aufzunehmen sind, ist nicht einheitlich abzuleiten. Was jedoch in einer Untersuchung deutlich wurde, ist, dass Quercetin aus ausgelassenen Zwiebeln effizienter vom Körper aufgenommen wird als von rohen. Zwiebeln scheinen also nicht umsonst eine lange Tradition als Hausmittel zu haben. Neuere Forschungsansätze widmen sich sogar der Frage, ob die Bereitstellung von Zwiebeln in Ländern, in welchen keine angebaut werden, zur Bekämpfung von Infektionen beitragen könnte. Finale Aussagen lassen sich dazu jedoch noch nicht treffen.

Entzündungshemmer Kohl

Ein anderes Powergemüse ist Kohl. Ob Grün-, Rot- oder Spitzkohl: sie sind nährstoffreich und beinhalten Protein, Mineral- und Ballaststoffe, Vitamin B (1, 2, und 6), K und C. So enthält Grünkohl auf 100 g doppelt so viel Vitamin C wie Grapefruit und fast so viel Karotinoide wie Karotten. Zudem ist der Kohl reich an sekundären Pflanzenstoffen. Hier sind die Hauptvertreter die Glukosinolate. Durch Schneiden oder Kauen kommen sie mit dem Enzym Myrosinase in Berührung und zerfallen dabei in kleinere Einheiten wie Isothiocyanate (umgangssprachlich „Senföle“). Dass ihre antibakterielle Wirkung Entzündungen und Erkältungserscheinungen verringern kann, ist durch zahlreiche Studien belegt. Das Auflegen von warmen Kohl-Wickeln ist auch heute noch ein bewährtes Hausmittel bei Blasen-, Mandel- und Nebenhöhlenentzündung, sowie Bronchitis, Hals- und Kopfschmerzen.

Von mild bis scharf

Das Wissen um die Heilkraft von Scharf-, Gerb- und Bitterstoffen in Gewürzpflanzen ist schon lange in vielen Kulturen verbreitet. Sie haben sich bei vielen Befindlichkeitsstörungen des Alltags, besonders im Magen-Darm-Bereich oder bei Erkältungskrankheiten als vorbeugende und lindernde Mittel bewährt. Vor allem scharfe Gewürze wie Cayennepfeffer oder Chili wirken antibakteriell und stärken die Abwehrkräfte. Der Grund: Der in ihnen enthaltene Scharfstoff Capsaicin fördert die Durchblutung und hält schlechte Darmbakterien in Schach. Damit wird eine gesunde Darmflora gefördert, die mit einem starken Immunsystem verbunden ist.

Auch im heimischen Garten gedeiht neben Kamille, Salbei, Rosmarin und Thymian eine Vielzahl an pflanzlichen Helfern, die Entzündungen und Infekte lindern können. Kamillentee wirkt aufgrund seiner Flavonoide antimikrobiell. Das Thymol im Thymian zeigt bei Husten als Tee oder als Bestandteil von Hustensaft seine Heilwirkung. Gleichzeitig wirkt es antibakteriell, weswegen Thymian etwa als Gurgelmittel gegen Entzündungen im Mund- und Rachenraum verwendet wird. Salbeiblätter sind ebenfalls reich an ätherischen Ölen, entzündungshemmenden Gerbstoffen (darunter Rosmarinsäure), Diterpenen, Triterpenen und Flavonoiden. Schon zwei bis drei Tassen Salbeitee aus den Blättern können bei Magen-Darm-Beschwerden unterstützend wirken.

Fazit

Auch wenn Knoblauch, Zwiebel, Kräuter und Gewürze alleine keine Wunder vollbringen können, als sanfte Unterstützer haben sie lange Tradition. Zudem wächst die wissenschaftliche Evidenz. Eine wichtige Grundlage für ein starkes und gut funktionierendes Immunsystem ist und bleibt aber dennoch eine ausgewogene und vor allem bunte Mischkost.

Buchtipp


©Miklos Szabo
Die Anti-Entzündungs-Diät
Kreutzer M, Larsen A
Riva Verlag, München (2017)
Taschenbuch, 272 Seiten
Zur Rezension.

Literatur

Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE): Diätetik kompakt: Beitrag – Sekundäre Pflanzenstoffe und ihre Wirkung auf die Gesundheit (2014).
Watzl B: Einfluss sekundärer Pflanzenstoffe auf die Gesundheit. 12. Ernährungsbericht der Deutsche Gesellschaft für Ernährung 2012, 355–374, Bonn (2012).
Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) Schweiz: Sekundäre Pflanzenstoffe. Gesundheitsförderungskampagne „5amTag“ der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung (Zugriff: 16.02.2022).
Hiller K und Melzig MF: Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen. Auflage 2, Area Verlag, Erftstadt (2006).
Bürkle S: Heimliche Entzündungen: Mit der richtigen Ernährung sanft vorbeugen und lindern. Königsfurt-Urania Verlag, Königsfurt (2016).
Fintelman V et al: Efficacy and safety of a combination herbal medicinal product containing Tropaeoli majoris herba and Armoraciae rusticanae radix for the prophylactic treatment of patients with respiratory tract diseases: a randomised, prospective, double-blind, placebo-controlled phase III trial. Current medical research and opinion 28.11,1799-1807 (2012).
Hemilä H, Chalker E: Vitamin C for preventing and treating the common cold. Cochrane Database of Systematic Reviews. Issue 1. Art. No.: CD000980. (2013).
Zeller AP: Knoblauch ist gesund und schmeckt: Das ideale Heilmittel und Gewürz für die gesunde und schmackhafte Küche. Delphin Verlag, München und Zürich (1986).
Sharma N: Efficacy of Garlic and Onion against virus. International Journal of Research in Pharmaceutical Sciences, 10(4), 3578-3586 (2019).
Syed Salman A, et al.: Isothiocyanates: a review. Research Journal of Pharmacognosy, 5.2: 71-89 (2018).
World Health Organization (WHO): Cough and cold remedies for the treatment of acute respiratory infections in young children. No. WHO/FCH/CAH/01.02. World Health Organization(2001).
Bielefeld JG: Der Gewürzkompass. 11. Auflage, Gräfe und Unzer Verlag, München (2001).
Moosavian SP, et al.: The effects of garlic supplementation on oxidative stress markers: A systematic review and meta-analysis of randomized controlled trials. Complement Ther Med. (2020).
Savitha S et al.: Onion quercetin: As immune boosters, extraction, and effect of dehydration (2021).

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