Kinder an die Kraft: keine Angst vor Muskeltraining
Professionell begleitetes, altersgerechtes Krafttraining stärkt die Knochendichte und -masse und wirkt nicht nur bei Erwachsenen, sondern bereits im Kindes- und Jugendalter als frühe Osteoporose-Prophylaxe. Schließlich erreicht man mit dem 30. Lebensjahr seine maximale Knochenmasse (die sogenannte „Peak Bone Mass“). Danach lässt sich der graduelle Abbau von Knochendichte und -masse nur mehr verzögern. Ebenso wie in der Aufbauphase sind dafür ein körperlich aktiver Lebensstil sowie ausreichend Kalzium und Vitamin D wesentlich. Krafttraining hat aber noch weitere Vorteile: Es kräftigt die Sehnen und schützt so vor Verletzungen.
„Krafttraining gehört zu den sichersten und verletzungsfreiesten Bewegungsformen. Es ist gleichzeitig ein wertvolles Mittel für einen gesunden Stoffwechsel und gegen Übergewicht, denn Muskeln verbrennen auch im Ruhezustand mehr Energie. Gleichzeitig sind sie für die Regulation des Blutzuckerspiegels relevant“, ergänzt Marlies Gruber. „Studien zeigen eindeutig die positiven Effekte und widerlegen auch den Mythos, dass Muskeltraining für Kinder und Jugendliche ungeeignet ist.“
Motivation und Schutz vor Übergewicht
Auch vor dem Hintergrund der hohen Zahl an übergewichtigen und adipösen Kindern und Jugendlichen gewinnt Krafttraining an Bedeutung. Mehrgewichtige Kinder sind oft muskulär stärker als Gleichaltrige, was zu einem Boost an Motivation und Selbstvertrauen führen kann. Krafttraining kann somit wesentlich dazu beitragen, die Freude an der Bewegung zu entdecken oder wiederzuentdecken. Das ist eine wesentliche Basis für einen lebenslang körperlich aktiven Lebensstil. Gerade für Jugendliche, die wenig Spaß an herkömmlichem Sport haben, kann es somit eine geeignete Bewegungs- und Sport-Variante sein.
Krafttraining – aber wie?
Am Beginn eines Krafttrainings steht das Erlernen grundlegender, alltagsrelevanter Bewegungsmuster wie Kniebeugen mit Zusatzlast, drückende und ziehende Übungen wie Bankdrücken sowie das Schieben, Ziehen oder Tragen von Last. Dabei spricht nichts gegen den umsichtigen Einsatz von Hanteln und Co. – allerdings erst, wenn die Bewegungsabläufe „sitzen“, wie Sportwissenschaftler Alexander Pürzel in der aktuellen Ausgabe von ernährung heute betont. Sportarten wie Turnen, Karate, Klettern, Bergsteigen, Biken und Schwimmen und spielerisches Hüpfen, Springen oder Seilziehen trainieren ebenso Kraft und Flexibilität.
Für eine optimale Entwicklung und langfristig positive Effekte sollten bei Kindern und Jugendlichen den aktuellen österreichischen Bewegungsempfehlungen zufolge zwei bis drei Mal pro Woche muskelkräftigende und knochenstärkende Bewegungsformen wie diese zum Zug kommen. Diese Häufigkeit erlaubt den Muskeln, sich zu erholen und über die Zeit stärker zu werden, ohne die junge Muskulatur und das Nervensystem zu überlasten. Da die Knochen von Kindern und Jugendlichen noch nicht so stabil sind, wie sie nach Abschluss des Körperwachstums (mit 17–22 Jahren) sein werden, muss beim Krafttraining in diesem Alter jede Überbeanspruchung der Wirbelsäule sowie der Gelenke ausgeschlossen werden. Wer selbst nicht firm in den Übungen ist, sollte daher unbedingt professionelle Unterstützung hinzuziehen.
Fürs Krafttraining in jungen Jahren werden zudem bewusst keine strikten Zeitangaben vorgegeben. „Spaß und Freude an der Bewegung sollen im Vordergrund stehen. Wichtig ist, früh damit zu beginnen, gezielt Kraft aufzubauen und Muskeln sowie Knochen zu stärken. Das bildet eine solide Basis für die körperliche Entwicklung, von der man ein Leben lang profitieren kann“, so Marlies Gruber.