Schuljause am besten bunt und variieren
Fällt das Frühstück aus Zeitgründen aus oder haben Kinder morgens noch keinen Appetit, ist es günstig, spätestens in der ersten Pause mit einer kleinen Jause Energie zu tanken. Auch gegen einen zweiten Snack am Vormittag ist nichts einzuwenden. Denn Schulkinder, die morgens etwas essen, sind am Vormittag körperlich und geistig fitter als jene, die darauf verzichten. Insbesondere gegen Mittag hin zeigen sich die Unterschiede. Das liegt daran, dass das Gehirn seine Energie in Form von Glukose erhält, diese jedoch nicht speichern kann. Bei Kindern steht zudem wegen der geringeren Muskelmasse auch weniger Energie aus den Muskeln zur Verfügung. Sie sind daher auf eine kontinuierliche Energiezufuhr angewiesen, was die Konzentration und Aufmerksamkeit fördert.
Bei der Zusammenstellung der Jause ist es wichtig, auf mehrere Komponenten zu setzen, betont Marlies Gruber: „Eine Jause mit Vollkornprodukten sorgt für eine gleichmäßige Energiezufuhr. Gemüse und Obst steuern wichtige Vitamine, Mineralstoffe und Ballaststoffe bei und variieren idealerweise nach Saison. Denn dann werden sie reif geerntet und schmecken intensiver. Milchprodukte und Hülsenfrüchte wie Linsen und Bohnen tragen zu einem länger anhaltenden Sättigungsgefühl bei und unterstützen das Wachstum. Kleine Mengen an Nüssen oder Samen liefern hochwertige Fettsäuren. Auch ausreichend Flüssigkeit in Form von Wasser oder Mineralwasser ist essenziell, wobei Zitronenscheiben, Minze oder Tees für Geschmack und Abwechslung sorgen.“ Mengenmäßig sollte die Jause insgesamt etwa ein Zehntel der Tagesenergiezufuhr ausmachen – also rund 200 kcal.
Vielfalt fördert Genuss, Mitsprache die Akzeptanz
Eine abwechslungsreiche Jause ist nicht nur ernährungsphysiologisch sinnvoll, sondern weckt auch die Lust am Essen. Unterschiedliche Geschmacksrichtungen, Farben und Konsistenzen regen die Sinne an und verhindern Langeweile in der Box. Wer regelmäßig neue Lebensmittel kennenlernt, baut Hemmschwellen ab und erweitert das eigene Geschmacksrepertoire. Dies trägt langfristig zu einer ausgewogeneren Ernährung bei. Zudem lernen Kinder dabei, dass Lebensmittel in vielen Formen und Kombinationen verfügbar und erlebbar sind.
Wichtig ist aber nicht, dass die Jausenbox täglich aus vielen verschiedenen Lebensmitteln einer Kategorie besteht. Das zeigt eine Studie aus Dänemark, die Kinder im Alter von 9 bis 11 Jahren Jausenboxen mit 2, 4 oder 6 verschiedenen Obst- und Gemüsearten anbot. Dabei zeigte sich: Die konsumierte Menge nahm durch eine zunehmende Vielfalt ab. Die Kinder aßen mehr aus der Jausenbox, wenn sie nur Apfelspalten und Karottensticks enthielt. Neben der Vielfalt als Variable kann jedoch auch die höhere Vertrautheit mit Äpfeln und Karotten im Vergleich zu – den als Ergänzung angebotenen, eher ungewöhnlichen - Weißkrautstücken und getrockneten Cranberries eine Ursache sein. Der Versuch, die Obst- und Gemüsestücke unterschiedlich zuzubereiten oder zu schneiden und so eine Scheinvielfalt zu schaffen, hatte zudem keinen Effekt. Das Fazit für Eltern: Der Aufwand pro Box kann deutlich reduziert werden, aber innerhalb einer Schulwoche sollte die Jause vielfältig sein.
Ob die Jause tatsächlich gegessen wird, hängt zudem davon ab, inwieweit Kinder in die Auswahl einbezogen werden. Wenn sie beim Einkaufen oder bei der Zusammenstellung mitentscheiden dürfen, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sie die Mahlzeit annehmen. Das zeigt eine australische Studie aus 2019, die Möglichkeiten der Reduktion von Food Waste in Schulen untersuchte. Auch die Art der Präsentation spielt eine Rolle: „Mundgerecht geschnittenes Gemüse oder Obst, handliche Brotscheiben oder eine Zubereitung als Fingerfood erhöhen die Chancen, dass die Jause gegessen wird. So können die Kinder happenweise in der Pause genießen“, unterstreicht Marlies Gruber.
Im stressigen Familienalltag geht sich eine selbst zusammengestellte Jause zeitlich nicht immer aus. Dann sind freilich vorgefertigte Weckerl vom Bäcker oder Supermarkt eine Alternative. Aber jede gemeinsam gepackte Jausenbox ist eine Möglichkeit, die Grundlage für kompetentes Essverhalten zu stärken.
Literatur
Bergamaschi V et al.: Variety in snack servings as determinant for acceptance in school children. Appetite 96: 628- 635 (2016).
Boulet M et al.: Return to sender: a behavioural approach to reducing food waste in schools. Australasian Journal of Environmental Management 26(4): 328–346 (2019).