Genuss & Gesundheit: 7 Tipps für ein entspanntes Essverhalten
„Essen ist ein Bedürfnis, Genießen ist eine Kunst“ – das wusste schon der Schriftsteller La Rochefoucauld. Dabei zeigt sich: Wer richtig genießt, der lebt auch gesünder. Wie das? Der Begriff Gesundheit beinhaltet nicht nur körperliches, sondern auch seelisches und soziales Wohlbefinden. Dabei spielt das Genießen-Können eine zentrale Rolle. Denn Genießen hebt die Stimmung, erhöht die Wahrnehmung und die Produktivität. Dadurch schaffen sich Menschen, die genießen können, mehr gesundheitsbezogene Lebensqualität – sie sind emotional ausgeglichener, leistungsstärker und stressresistenter. Ein Ergebnis des Ersten Österreichischen Genussbarometers 2009 zeigte zudem, dass Genuss und gesunde Ernährung oft Hand in Hand gehen: Genussmenschen fühlten sich nicht nur gesünder, sie mochten auch Obst und Gemüse lieber als Genusszweifelnde und Genussunfähige.
Die sieben Tipps zum Genießen: Eine Anleitung für die Praxis
Die Fähigkeit, richtig zu genießen, ist nicht selbstverständlich. Faktoren wie die eigenen Essgewohnheiten, fehlende Achtsamkeit, widersprüchliche Ernährungstrends sowie Restriktionen und Schuldgefühle können den bewussten Genuss erschweren und sich mitunter negativ auf das Essverhalten auswirken. Aus der Arbeit mit Personen, die u. a. an Essstörungen und Depressionen litten, entwickelte der deutsche Psychologe Rainer Lutz daher bereits Anfang der 2000er-Jahre sieben Genussregeln [Lutz, 2002]. Sie sind die Basis für die f.eh-Genusstipps und Wegweiser zu einem genussvolleren und erfüllteren Leben.
f.eh-Genusstipps
Die f.eh-Genusstipps veranschaulichen die wesentlichen Faktoren fürs Genießen. Dabei sind die einzelnen Aspekte miteinander verkettet und gleichwertig.
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„Anleitung zum Genießen“
- Genuss braucht Zeit: Schneller Genuss ist ein Widerspruch in sich. Genuss kann sich nur entwickeln, wenn in einer Situation auch Zeit zur Verfügung steht. Zudem braucht der Mensch (Lebens-)Zeit, um Genussfähigkeit zu erwerben, aber auch um persönliche Genüsse entdecken und erfahren zu können. Dabei kann es helfen, sich im Tagesablauf „Genussinseln“ zu schaffen.
- Die Erlaubnis zum Genießen als Basis: In einer Erziehung und gesellschaftlichen Haltung, die Genuss tabuisieren oder bestrafen, kann sich keine Genusskompetenz entwickeln. Hemmungen, Angst- oder Schuldgefühle können durch bewusstes Tun korrigiert werden. Genuss kann so auf gesunde Art und Weise erlebt werden und sich positiv auf das Wohlbefinden auswirken.
- Volle Aufmerksamkeit: Um genießen zu können, muss man sich auf den genussfördernden Reiz konzentrieren und eine genussstörende Umwelt ausblenden können. Gleichzeitig essen und fernsehen oder lesen schmälert das Genusserlebnis. Es gilt, dem Genuss bewusst Aufmerksamkeit zu schenken.
- Genuss ist individuell: Menschen haben verschiedenen Vorlieben und Abneigungen, die sich auch im Laufe des Lebens verändern können. Genuss ist daher immer personenspezifisch. Jeder Mensch sollte daher seine eigenen Vorlieben kennen und wissen, was ihm gut tut.
- Das Prinzip „Weniger ist mehr“: Es liegt in der Natur der Sache, dass wir über Dinge, die uns gefallen, möglichst unbegrenzt verfügen wollen. Übermäßiger Konsum schließt aber Genuss aus. Denn: Besteht ein Überangebot an Genussreizen, wird es immer schwieriger, Genuss wahrzunehmen. Eine zwischenzeitliche Askese ist daher genusssteigernd. Sie ist jedoch frei von pauschalen Verboten umzusetzen.
- Genussmomente im Alltag entdecken: Um zu genießen, bedarf es keiner außerordentlichen Anlässe. Genussmomente können und dürfen auch gerade im Alltag auftreten. Es gilt, sie entsprechend wahrzunehmen, zu kategorisieren und zu verarbeiten – ein Kaffee, ein Lächeln, ein Lied, ein gutes Gespräch. Am besten im Jetzt genießen, statt auf einen besonderen Moment zu warten.
- Genuss braucht Erfahrung: Genuss will erlernt sein. Denn Genusserlebnisse einordnen, bewerten und differenziert wahrnehmen zu können, befähigt dazu, genau zu wissen, was man will und gezielt Geschmacksnuancen hervorzurufen. Am besten bewusst mit allen Sinnen genießen und das Genusserlebnis in Erinnerung behalten!
Fazit
Trotz häufiger gesellschaftlicher Vorbehalte kann richtiges Genießen das Wohlbefinden stärken und so zu einer gesteigerten Lebensqualität beitragen. Wesentlich ist dabei, Genuss als erlaubten und alltäglichen Bestandteil des Lebens zu verstehen, dem man Zeit und Achtsamkeit widmet. Die f.eh-Genusstipps dienen dabei als Wegweiser.
Literaturverzeichnis
Lutz R, Sundheim D: Das Euthyme Konzept: Genuss zum Wohle der Gesundheit - Psychologische Aspekte gesundheitsfördernder Ernährung. Internationaler Arbeitskreis für Kulturforschung des Essens – Mittelungen 9: 14-24 (2002).