24.10.2019 von Dr. Carina Kern

Gibt es gesunde Lebensmittel?

Obst und Fisch sind gesund, Schokolade und Schweinsbraten ungesund? Einteilungen in die eine oder andere Kategorie sind weitverbreitet. Manche Nahrungsmittel erleben einen Hype und werden gar zum Superfood auserkoren. Doch gibt es sie überhaupt – die gesunden Lebensmittel? Eine aktuelle Übersicht gibt Aufschluss dazu.

Mit „gesunden“ Lebensmitteln verbinden viele Menschen schlechten Geschmack und mit gesundem Essverhalten häufig Restriktion, Kontrolle und Entzug. Mit Freude und Genuss hat das nichts zu tun. Soll Essen damit einhergehen, denken viele Menschen dagegen an wohlschmeckende Lebensmittel, die in die Kategorie „ungesund“ fallen. Man spricht vom Genuss-/Gesundheitsparadoxon. Das kennzeichnet sich auch durch eine Rebellion gegen die Überladung des Gesundheitsthemas und die zahlreichen Empfehlungen. Wer will sich schon etwas vorschreiben lassen? Vor allem zur Belohnung kommen daher „ungesunde“ Lebensmittel zum Zug und doch haben viele ein schlechtes Gewissen, weil sie dem Ideal nicht entsprechen. Wie steht es aber nun um die Einteilung in gut und schlecht?
Dieses Thema beleuchtet der Oecotrophologe Uwe Knop unter anderem in seinem neuen Buch, das dem intuitiven Essen gewidmet ist („Dein Körpernavigator zum besten Essen aller Zeiten“). Er hat sieben Fachorganisationen im deutschen Sprachraum zur „Einteilung in gesunde und ungesunde Lebensmittel“ befragt.
Lesen Sie hier die Zusammenstellung der überaus einstimmigen Statements der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE), der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung (SGE), der Österreichischen Gesellschaft für Ernährung (ÖGE), dem deutschen Bundeszentrum für Ernährung (BZfE), dem Deutschen Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE) sowie der beiden Berufsverbände in Deutschland und Österreich, dem Verband der Oecotrophologen (VDOE) und dem Verband der Ernährungswissenschafter Österreichs (VEÖ):  

»Wir brauchen keine rigiden Regeln und keine Einteilung in gesunde oder ungesunde Lebensmittel. Entscheidend ist, wie viel ich wovon esse.«
Harald Seitz, Leitung Referat Öffentlichkeitsarbeit, Bundeszentrum für Ernährung (BZfE) (März 2019)

»Die generelle Einteilung in gesund und ungesund finden wir schwierig. Denn ob ein Lebensmittel letztendlich gesund oder ungesund ist, wird durch die aufgenommene Menge bestimmt.«
Sonja Schäche, Leitung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE) (März 2019)

»Es gibt keine verbotenen Lebensmittel. Die Kombination der Lebensmittel im richtigen Verhältnis macht eine ausgewogene Ernährung aus.«
Thomas Krienbühl, Fachexperte Kommunikation, Schweizerische Gesellschaft für Ernährung SGE (März 2019)

»Lebensmittel sind nicht als „gesund“ oder „ungesund“ zu werten. Entscheidend für eine ausgewogene Ernährung sind die Menge, die Kombination und die Zubereitung von Lebensmitteln.«
Mag. Alexandra Hofer, Geschäftsführung, Österreichische Gesellschaft für Ernährung (ÖGE) (März 2019)

»Eine Einteilung in gesunde und ungesunde Lebensmittel halten wir nicht für sinnvoll. Entscheidend ist, wie viel ich wovon esse.«
Antje Gahl, Leitung Referat Öffentlichkeitsarbeit, Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) (März 2019)

»Von „gesunden“ oder „ungesunden“ Lebensmitteln zu sprechen, greift bei der Komplexität der  Ernährung zu kurz. Populistische Empfehlungen einzelner so genannter „gesunder“ Lebensmittel oder gar Verbote vermeintlich „ungesunder“ Lebensmittel sind eher kontraproduktiv und können zu „Consumer Confusion“ führen
Dr. Andrea Lambeck, Geschäftsführerin, BerufsVerband Oecotrophologie e. V. (VDOE) (Mai 2019)

»Die Beziehung zwischen Mensch und Lebensmittel ist zu komplex, um daraus eine hilfreiche Einteilung in gute und schlechte Lebensmittel ableiten zu können
Mag. Andreas Schmölzer, 1. Vorstandsvorsitzender, Verband der Ernährungswissenschafter Österreichs (VEÖ) (Mai 2019)

Fazit

Das mit der Zuordnung in „gesunde“ und „ungesunde“ Lebensmittel ist so eine Sache: Sie passiert inständig – zuhause genauso wie in Fachkreisen –, obwohl zwischenzeitlich klar ist, dass der Schuss nach hinten losgeht. Wichtiger als einzelne Nahrungsmittel sind Essmuster, Kombinationen, Zubereitung und Portionsgrößen. Eine Prise Zeit und Vertrauen in die eigenen Sinne kann zudem die Freude am Essen steigern.  

Buchtipp


 ©BoD Books on Demand

Knop U.: Dein Körpernavigator zum besten Essen aller Zeiten
Polarise Verlag, Heidelberg (2019).
240 Seiten, gebunden
ISBN: 978-3-947619-23-8
Zur Rezension.

Literatur

Biltekoff C: Consumer response: the paradoxes of food and health. Ann. N. Y. Acad. Sci. 1190:174–178 (2010).
Bisogni CA, Jastran M, Seligson M, Thompson A: How people interpret healthy eating: contributions of qualitative research. J Nutr Educ Behav 44: 282–301(2012)
Remick AK, Pliner P, McLean KC: The relationship between restrained eating, pleasure associated with eating, and well-being re-visited. Eat Behav 10:42–44 (2009).

 

 

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