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Diabetes-Werte verstehen: Was bedeuten sie und wie werden sie beeinflusst?

Die Blutzuckerwerte sind wesentliche Marker für das Diabetesrisiko. Aber viele Menschen können mit den nackten Zahlen am Befund wenig anfangen. Was sagt ein erhöhter HbA1c-Wert aus? Und welche Maßnahmen sind sinnvoll? Wir geben einen Überblick.

Zu den wichtigsten Werten bei der Diagnose von Diabetes oder der Überprüfung des Behandlungserfolgs zählen der Nüchtern-Blutzucker und der HbA1c-Wert. Da die anfänglichen Symptome der Erkrankung oft wenig spezifisch sind und leicht übersehen werden, sollten diese Werte regelmäßig kontrolliert werden. Denn dauerhaft erhöhte Blutzuckerspiegel können dem gesamten Organismus schaden [ÖDG, 2022]. 

Wissenswert

Personen mit Diabetes haben einen hohen Blutzuckerspiegel. Das bedeutet ein besonders hohes Risiko für Folgeschäden wie Herz-Kreislauferkrankungen, aber auch Blindheit, Nierenversagen und Amputationen von Gliedmaßen. Sinnvoll ist es daher, einer Erkrankung bereits vorzubeugen. Wir geben einen Überblick zu den Basics zu Symptomen, Diagnose, Vorbeugung und Behandlung

Blutzucker: Was bedeutet der Wert?

Der Nüchtern-Blutzuckerwert ist für Menschen mit Diabetes eine wichtige Kennzahl. Er zeigt an, wie sich Ernährung, Bewegung und Medikamente auf den Blutzucker auswirken. Die Ergebnisse der Selbstkontrolle helfen, mit der Erkrankung im täglichen Leben umzugehen. Sie sind aber nur eine „Momentaufnahme“ [ÖDG, 2022]. 

Oraler Glukosetoleranztest (oGTT)

Der oGTT ist ein Test zur Früherkennung von Diabetes oder Prädiabetes. Dabei trinkt die Testperson nach der Messung des Nüchtern-Blutzuckers eine Zuckerlösung (Wasser + Traubenzucker). Nach zwei Stunden wird der Blutzucker erneut gemessen, um den Anstieg zu beobachten [BÄK et al., 2023]. 

Wissenswert

Auch ein Nachweis von Zucker im Urin kann zusätzlich zur Diagnosestellung herangezogen werden [BÄK et al., 2023]. 

HbA1c-Wert: Das „Blutzuckergedächtnis“

Der HbA1c-Wert spiegelt dagegen die mittlere Blutzuckereinstellung während der letzten sechs bis acht Wochen wider. Er ist sozusagen das „Blutzuckergedächtnis“ und unabhängig von momentanen Blutzuckerschwankungen [BÄK et al., 2023]. Eine Reduktion des HbA1c-Wertes senkt das Risiko von Folgeerkrankungen [Müller et al., 2021].  

Blutzucker-Grenzwerte auf einen Blick


 

Nüchternblutzucker 

oGTT (2-Std-Wert) 

HbA1c (%) 

Gesund 

(Normalwert) 

< 100 mg/dL 

< 5,6 mmol/L 

< 140 mg/dL 

< 7,8 mmol/L 

4,5 - 5,7 % 

<5,7% 

Gestörte 
Glukosetoleranz 

(Prädiabetes) 

100 - 125 mg/dL 

5,6 - 6,9 mmol/L 

140 - 199 mg/dL 

7,8-11,0 mmol/L 

5,7 - 6,5 % 

Diabetes mellitus 

  

≥ 126 mg/dL 

≥ 7,0 mmol/L 

≥ 200 mg/dL 

≥ 11,1 mmol/L 

≥ 6,5 % 

Quelle: BÄK et al., 2023 

Weitere Gesundheitsparameter im Blick behalten

Neben einer guten Blutzuckereinstellung ist auch die Regulation des Blutdrucks und die Beobachtung der Blutfettwerte von großer Bedeutung, insbesondere das LDL-Cholesterin. Als Therapieziel wird ein Wert von < 70 mg/dl angesehen, vor allem in Hochrisikogruppen wie Diabetesbetroffenen, die in der Vergangenheit Herz-Kreislauf-Erkrankungen hatten [BÄK et al., 2023]. 

Aber auch bei gesunden Menschen ist es empfehlenswert, den LDL-Cholesterin-Wert regelmäßig zu kontrollieren. Genauso ist das Körpergewicht und der Bauchumfang im Auge zu behalten, da diese Anzeichen für ein steigendes Diabetesrisiko sind [BÄK et al., 2023].  

LDL-Cholesterin & Blutdruck

LDL-Cholesterin 

Blutdruck 

<70 mg/dL bei Diabetes oder anderem Hochrisiko 

< 100 mg/dL bei mittlerem Risiko 

< 116 mg/dL bei niedrigem Risiko 

<140/90 mmHg 

Quelle: BÄK et al., 2023 

Prävention von Typ 2 Diabetes: Ein gesunder Lebensstil ist entscheidend

Rund 90 % der Diabetesbetroffenen haben laut der International Diabetes Federation (IDF) Typ 2 Diabetes [IDF, 2024]. Übergewicht gilt als besonders wichtiger Faktor bei Typ 2 Diabetes, denn ein übermäßiger Körperfettanteil erhöht das Risiko für Insulinresistenz. Das bedeutet, die Zellen reagieren nicht mehr ausreichend auf Insulin. Die Bauchspeicheldrüse kann der Insulinresistenz anfänglich durch Mehrproduktion zwar gut entgegenwirken, nach einigen Jahren ist sie jedoch erschöpft und die Insulinproduktion versiegt (relativer Insulinmangel). Zwar tragen auch genetische Faktoren zur Entwicklung des Typ 2 Diabetes bei, aber auch bei bestehender genetischer Veranlagung lässt sich durch einen gesunden Lebensstil das Erkrankungsrisiko minimieren [ÖDG, 2022]. 

Wissenswert

Mit dem vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE) entwickelten Risiko-Test kann man das persönliche Risiko ermitteln, innerhalb der nächsten 10 Jahre an einem Typ 2 Diabetes zu erkranken. Zum Test [DIfE, 2024]. 

Bewegung als Schlüssel zur Vorbeugung und Behandlung

Im Frühstadium lässt sich der Blutzucker durch einen gesunden Lebensstil und Gewichtsreduktion relativ einfach normalisieren. Auch wenn Diabetes nicht vollständig heilbar ist, können die Werte durch gezielte Maßnahmen verbessert werden. Ein besonders wichtiger Hebel ist dabei die regelmäßige Ausdauerbewegung. Sie kann sowohl die Insulinresistenz als auch das Herzkreislauf-Risiko senken. Mindestens 150 Minuten Ausdauertraining bei mittlerer oder 75 Minuten bei höherer Belastung und zusätzliche muskelkräftigende Übungen sind pro Woche für einen gesundheitlichen Nutzen erforderlich [diabinfo, 2024]. 

Darum ist körperliche Aktivität sinnvoll:

  • Ausdauertraining verbessert die Aufnahme und Verwertung von Blutzucker in den Muskelzellen [diabinfo, 2024].
  • Krafttraining erhöht durch die Zunahme der Muskelmasse den Grundumsatz und fördert eine gesunde Gewichtsentwicklung [diabinfo, 2024].

Fazit

Wer seine Diabetes-Werte kennt, kann gezielt Maßnahmen ergreifen, um die Gesundheit zu verbessern. Regelmäßige Kontrollen und ein gesunder Lebensstil spielen dabei eine zentrale Rolle. 

Literaturverzeichnis

Bundesärztekammer (BÄK), Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF): Nationale Versorgungsleitlinie Typ-2-Diabetes – Langfassung. Version 3.0.2023. (Zugriff: 05.11.2024). 

Deutsches Institut für Ernährungsforschung (DIfE): Deutscher Diabetes-Risiko-Test. https://drs.dife.de/ (Zugriff: 05.11.2024). 

Diabinfo: Bewegung bei Diabetes Typ 2. https://www.diabinfo.de/leben/typ-2-diabetes/behandlung/bewegung.html (Zugriff: 05.11.2024). 

International Diabetes Federation (IFD): Type 2 diabetes. https://idf.org/about-diabetes/type-2-diabetes/ (Zugriff: 05.11.2024). 

Müller UA, Egidi G, Klinge A: Diabetes mellitus Typ 2: Behandlungsziele und Therapie. https://www.akdae.de/fileadmin/user_upload/akdae/Arzneimitteltherapie/AVP/Artikel/2022-4/187.pdf (Zugriff: 05.11.2024). 

Österreichische Diabetesgesellschaft (ÖDG): Diabetes verstehen. Wien, 2022. https://www.oedg.at/pdf/Ratgeber_Diabetes_2022_pub.pdf (Zugriff: 05.11.2024).