01.04.2020 von Redaktion (aktualisiert)

Das Heilende im Wasser

Heilwasser soll Beschwerden lindern, Krankheiten vorbeugen und das Wohlbefinden steigern. Wer dabei an esoterischen Hokuspokus denkt, liegt falsch. Denn als Heilwasser darf nur natürliches Wasser bezeichnet werden, das nachweislich therapeutischen Nutzen besitzt. Heilwasser – ein Functional Food mit langer Tradition.

Heilwasser entspringt, genauso wie Mineralwasser, aus unterirdischen Quellen. Es entsteht durch zunächst mineralstofffreies Niederschlagswasser, das durch viele Gesteinsschichten gefiltert wird. Dabei reichern sich Mineralstoffe und Spurenelemente an. Das Umgebungsgestein bestimmt also den individuellen Charakter des Wassers. So reichert sich Hydrogenkarbonat an, wenn das Wasser durch Kalkgestein sickert. Mineralisches Gestein lässt das Wasser dagegen ein Mehr an Kalzium, Natrium und Magnesium aufnehmen.

Wissenswert

Bei Heilwässern darf vor dem Abfüllen nur Eisen entzogen werden, um eine rotbraune Ausfällung von Eisenoxid zu verhindern. Außerdem kann Kohlendioxid entfernt oder zugesetzt werden.

Lange Tradition

Ein kurzer Blick in die Vergangenheit: Schon in der Bronzezeit (2200 – 800 v. Chr.) war die Wirkung von Heilwasser bekannt. Damals halfen Tinkturen und Wickel, um Gicht und Hautentzündungen zu lindern. Zu Zeiten des Römischen Reiches (750 v. – 480 n. Chr.) verschrieben Ärzte ihren Patienten das heilende Wasser als Wannenbad zur Entspannung von Körper und Geist. Heilbäder galten damals als Weisheit letzter Schluss. Im 18. und 19. Jahrhundert erfreuten sich Bade- und Trinkkuren äußerster Beliebtheit.
Dass sich die Inhaltsstoffe des Heilwassers positiv auf Schmerzen des Bewegungsapparates, entzündliche Hautstellen und Verstimmungen innerer Organe auswirken können, wurde über Jahrhunderte hinweg schriftlich festgehalten. Heute sind Heilwässer vollständig untersucht und die ausgelobten Wirkungen wissenschaftlich belegt.

Wasserdichter Nachweis

Bis ein Wasser aus einer speziellen Quelle als Heilwasser anerkannt wird, ist es jedoch ein langer Weg: Die therapeutische Wirksamkeit muss wissenschaftlich nachgewiesen werden. Eine Heilwasseranalyse und ein technisches Gutachten sind bei den zuständigen Behörden einzureichen. Unbedenklichkeit, mikrobiologische Qualität und Wirksamkeit müssen bestätigt werden. Das Heilwasser muss direkt an der Quelle abgefüllt werden. Die Wirksamkeit des Heilwassers muss wissenschaftlich belegt sein und durch eine amtliche Zulassung bestätigt werdne. In Deutschland und in Österreich gelten Heilwässer als Arzneimittel.

MineralHeilwasser ab einer Menge von ⦋mg/L]WirkungAnmerkung
Hydrogenkarbonat> 1.300 lindert Beschwerden bei Sodbrennen und ReizmagenVerzicht bei schweren Magenerkrankungen, da die Medikamente ev. schlechter aufgenommen werden.
Kalzium> 250V.a. Veganer und Vegetarier erreichen die Empfehlung von 1000 mg/Tag leichter.Verzicht bei Bildung kalzium-kohlensäurehaltigen Harnsteinen.
Magnesium> 100Hilft v.a. in der Schwangerschaft und Stillzeit den Mehrbedarf zu decken.Ein Glas Heilwasser und eine Handvoll Linsen decken den Tagesbedarf.
Sulfat> 1.200Fördert die Produktion von Verdauungsenzymen in der Gallenblase und der Bauchspeicheldrüse.Verzicht bei Bildung von Harnsteinen und akuten Magenerkrankungen.
Fluorid> 1Hemmung milchsäureproduzierender Bakterien, d.h. weniger Zahnkaries und Plaque bildet sich.Ständig zu viel Fluorid führt zu Zahnfluorese, es bilden sich Flecken am Zahnschmelz.

Richtig trinken!

Die Mineralstoffe liegen im Wasser in gelöster Form vor und können so gut vom Körper ausgenommen werden. Kalzium aus dem Wasser ist deshalb genauso gut verfügbar wie aus Milch. Bei der Trinkmenge von Heilwässern kommt es auf die Art der Beschwerden und das Anwendungsgebiet an, also ob man es zur Verdauungsförderung, gegen Harnwegsinfekte oder Mineralstoffmangel trinkt. Hinweise zur Trinkmenge sowie zur Verteilung über den Tag und eventuelle Gegenanzeigen zur Anwendung sind auf dem Flaschenetikett zu finden. In Österreich werden unter anderem folgende Heilwässer im Einzelhandel verkauft: „Johannisbrunnen“, „Mehrner“, „Preblauer“ und „Sicheldorfer“. Da Heilwässer einen sehr hohen Gesamtmineralstoffgehalt besitzen, sind sie nicht für die Zubereitung von Babynahrung geeignet! Sehr wohl aber sind sie ein guter Durstlöscher für Sportler, um die verloren gegangenen Elektrolyte wieder aufzunehmen.

Wissenswert

In Österreich gibt es z. B. im Steirischen Vulkanland, in Bad Gastein (Salzburg), in Villach oder in Baden Heilwasserquellen. An denen können sich nicht nur durstige Wanderer erfrischen, sondern das Wasser darf auch abgefüllt werden.

Kann Mineralwasser dem Heilwasser das Wasser reichen?

Nicht nur Heilwässer dienen als wertvolle Flüssigkeitsspender, auch Mineralwasser gilt als guter Mineralstofflieferant. Durchschnittlich enthalten Mineralwässer weniger Mineralstoffe und Spurenelemente als Heilwässer. Dennoch können sie, je nach Einsatzgebiet mit den Vorzügen des Heilwassers mithalten. So sind häufig die Werte für Kalzium, Hydrogenkarbonat und Sulfat durchaus mit denen der Heilwässer gleichzusetzen.

Fazit

Jedes Mineral- und Heilwasser hat angesichts der unterschiedlichen Mineralstoffzusammensetzung seinen individuellen Charakter. Aufgrund ihres hohen Mineralstoffgehaltes helfen Heilwässer bei Darmbeschwerden bis hin zu Entzündungen der Harnwege. Einige Mineralwässer enthalten jedoch oftmals eine ähnliche Konzentration des gewünschten Inhaltsstoffes, ein Blick auf das Flaschenetikett lohnt sich daher.

Literatur

Donhauser RM, Riese JM: Die Welt des Wassers. Umschau Verlag, Neustadt (2009).
www.forum-mineralwasser.at (Zugriff am 27.06.2016)

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