Aspartam, Sucralose, Erythrit und Co. – wie sicher sind diese Süßungsmittel?
Kernaussagen:
- Alle zugelassenen Süßungsmittel gelten bei üblichem Konsum als sicher.
- Aspartam wird schon im Dünndarm gespalten – eine Auswirkung auf das Darmmikrobiom ist somit unwahrscheinlich und nicht belegt.
- Ein erhöhtes Krebsrisiko durch Aspartam und Acesulfam K wurde bei Einhaltung der akzeptablen Tageshöchstmenge nicht gezeigt.
- Sucralose kann kurzfristig die glykämische Antwort verstärken, langfristig wurden jedoch keine signifikanten Veränderungen auf die Blutzuckerkurven festgestellt.
- Beim Erhitzen von Sucralose über 120 °C können möglicherweise gesundheitsschädliche Stoffe gebildet werden, hier laufen aktuell Neubewertung durch die EFSA.
- Für die Auswirkungen von Saccharin auf den Glukosestoffwechsel fehlt ausreichende Evidenz
- Ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen durch Erythrit wurde nicht bestätigt
- Süßungsmittel unterliegen einem strengen Zulassungsverfahren, die europäische Sicherheitsbewertungen durch die EFSA gilt als verlässlich. In der Praxis liegt die Aufnahme aller zugelassenen Süßstoffe deutlich unterhalb der festgelegten Höchstmengen. Selbst Vielverzehrer erreichen diese in der Regel nicht.
Man unterteilt Süßungsmittel in Süßstoffe und Zuckeraustauschstoffe. Sie kommen in vielen Lebensmitteln und Getränken als kalorienfreie beziehungsweise kalorienarme Alternative zu Zucker zum Einsatz. Doch ihre gesundheitlichen Auswirkungen werden kontrovers diskutiert.
Alle Lebensmittelzusatzstoffe, darunter auch die Gruppe der Süßungsmittel, unterliegen in Europa einem strengen Zulassungsprozess durch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA). Ihre Aufgabe ist die unabhängige wissenschaftliche Beurteilung zu Risiken im Lebensmittelbereich, so auch in Bezug auf Lebensmittelzusatzstoffe. Die Forschenden der EFSA nehmen gegenwärtig eine Neubewertung der Sicherheit aller Süßungsmittel vor, die vor dem 20. Januar 2009 für die Verwendung in Lebensmitteln zugelassen waren. Für Aspartam wurde sie schon 2013 veröffentlicht, für Erythrit, Acesulfam K und Saccharin sukzessive seit 2023. Die Neubewertung von Sucralose ist noch nicht abgeschlossen.
Die für den täglichen Konsum unbedenkliche Höchstmenge ist für alle zugelassenen Süßungsmittel als sogenannter ADI-Wert (engl. Acceptable Daily Intake; dt. zulässige tägliche Aufnahmemenge) festgelegt. Er gibt die lebenslang täglich tolerierbare Menge ohne Gesundheitsrisiko an und wird in mg pro kg Körpergewicht und Tag angegeben [EFSA, 2025a].
Wissenschaftlich geprüft – aber von wem?
Übersicht der relevanten Organisationen:
SCF: Das Scientific Committee on Food war der wissenschaftliche Lebensmittelausschuss der EU-Kommission. Mit der Gründung der EFSA im Jahr 2002 wurde das Gremium aufgelöst.
EFSA, ANS-Panel: Das EFSA Panel on Food Additives and Nutrient Sources added to Food war bis 2018 der Vorgänger des FAF-Panels.
EFSA, FAF-Panel: Das Scientific Panel on Food Additives and Flavourings ist das aktuelle Fachgremium der EFSA für die Bewertung von Lebensmittelzusatzstoffen und Aromen.
JECFA: Das Joint FAO/WHO Expert Committee on Food Additives ist ein internationales Fachgremium der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (Food and Agriculture Organization, FAO) und der Weltgesundheitsorganisatoin (WHO). Es bewertet Lebensmittelzusatzstoffe weltweit.
IARC: Die International Agency for Research on Cancer ist eine Forschungseinrichtung der WHO, sie ist unter anderem für die Bewertung potenziell krebserregender Stoffe zuständig.
Aspartam-Bewertung: sicher bei üblichem Konsum
Aspartam und seine Abbauprodukte Phenylalanin, Asparaginsäure und Methanol sind wie viele andere Süßungsmittel seit vielen Jahren Gegenstand umfassender Untersuchungen, darunter Tierversuchsstudien, klinische Studien, epidemiologische Studien und Überwachungsstudien nach dem Inverkehrbringen. Die bereits 2013 veröffentlichte Neubewertung der EFSA zeigte, dass Aspartam bei der derzeitigen Aufnahmemenge für die Allgemeinbevölkerung (einschließlich Säuglingen, Kindern und Schwangeren sowie Stillenden) unbedenklich ist. Das potenzielle Risiko einer Erbgutschädigung oder Krebsentstehung wurde ausgeschlossen. Der ADI-Wert liegt bei 40 mg pro kg Körpergewicht [EFSA, 2013]. Er wurde von der JECFA seit der Zulassung nicht geändert – auch nach zwischenzeitlichen Überprüfungen neuer Studien. Untersuchungen der EFSA ergaben, dass selbst Personen mit überdurchschnittlich hohem Konsum bei ca. 36 mg pro kg Körpergewicht liegen und die zulässige Tageshöchstmenge nicht überschreiten.
Ist Aspartam krebserregend?
Im Jahr 2023 sorgte die Bewertung der Internationalen Krebsforschungsagentur (IARC) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für mediale Unruhe. Sie stufte Aspartam als „möglicherweise krebserregend“ ein. IARC bewertet allerdings nur die Gefährdung, d. h. ob unter bestimmten Umständen ein kanzerogenes Potenzial vorliegt. Faktoren, die das Risiko beeinflussen, etwa die Aufnahmemenge, werden dabei nicht berücksichtigt [IARC & JECFA, 2023]. Das Gesundheitsrisiko ist jedoch unterschiedlich für Menschen mit verschiedenen Expositionsniveaus und -arten.
Die Bewertung basiert auf drei Humanstudien zum Konsum von mit Aspartam gesüßten Getränken und dem Leberkrebsrisiko bei Menschen [Stepien et al., 2016; Jones et al., 2022; McCullough et al., 2022]. Die IARC beruft sich dabei laut Eigenaussagen auf „begrenzte Evidenz“.
Während die IARC die Kanzerogenität von Aspartam überprüfte, führte der Gemeinsame FAO/WHO Sachverständigenausschuss für Lebensmittelzusatzstoffe (JECFA) eine umfassende Risikoabschätzung durch. Denn die JECFA beschäftigt sich mit der Beurteilung menschlicher Gesundheitsrisiken und berücksichtigt dafür die konsumierte Menge des jeweiligen Stoffes. Sie befasst sich mit allen Gesundheitsgefahren, die durch den Konsum von Stoffen entstehen, nicht nur Krebs.
Die Auswertung der JECFA ergab ebenfalls, dass „die Beweise für einen Zusammenhang zwischen dem Konsum von Aspartam und Krebs beim Menschen nicht ausreichend sind“. Beide Gremien verweisen auf Mängel und Unstimmigkeiten in den Beweisen, auf denen die Ergebnisse beruhen. Die Evidenz zu Krebsrisiko und zugrundeliegende Krankheitsmechanismen aus experimentellen Studien mit Zellen, Mäusen oder Ratten ist ebenfalls limitiert. Diese arbeiten teilweise auch mit Dosierungen, die weit über dem für den Menschen geltenden ADI-Wert liegen [Sofritti et al., 2007]. Solche Hochdosisdesigns dienen zwar der Gefährdungsidentifizierung, lassen aber nur begrenzt Rückschlüsse auf das tatsächliche Risiko bei üblichen Aufnahmemengen zu. Zu bedenken ist weiters, dass derartige Studien keinen Ursache-Wirkungs-Beziehung nachweisen können [IARC & JECFA, 2023].
Wirkt Aspartam auf das Mikrobiom?
Immer wieder wird medial von der Auswirkung Aspartams auf das Darmmikrobiom gewarnt. Hierbei relevant: Aspartam wird schon im Dünndarm in Asparaginsäure, Phenylalanin und Methanol gespalten. Es gelangt somit nicht intakt in den Dickdarm und auch nicht ins Mikrobiom, was eine direkte Veränderung dessen unwahrscheinlich macht. Das trifft auch auf Acesulfam K zu. Es wird fast vollständig im Dünndarm aufgenommen und mit dem Urin ausgeschieden [Conz et al, 2023].
Dennoch beobachtete die Interventionsstudie von Suez et al. beim Konsum von Aspartam funktionelle Veränderungen im Mikrobiom, hauptsächlich in Bezug auf den Polyamin-Metabolismus. Die Veränderungen werden weder als positiv noch als negativ eingeordnet. Die Forschenden geben selbst an, dass mögliche zugrundeliegende Mechanismen dafür noch weiter erforscht werden müssen [Suez at al., 2022].
Wissenswert
Aspartam gilt in den üblichen Mengen als sicher, eine Ausnahme bilden jedoch Menschen mit der erblichen Stoffwechselkrankheit Phenylketonurie (PKU): Sie müssen Aspartam vermeiden, da es die Aminosäure Phenylalanin enthält, die ihr Körper nicht richtig abbauen kann.
Acesulfam K – zulässige Aufnahmemengen angehoben
Im April 2025 wurde die Neubewertung von Acesulfam K veröffentlicht. Die EFSA erhöhte den ADI-Wert von 9 auf 15 mg pro kg Körpergewicht pro Tag. Die Ableitung des Wertes basiert auf einer zweijährigen Studie zur chronischen Toxizität und Kanzerogenität bei der höchst getesteten Dosis an Ratten. Mittels Umrechnungsfaktoren und Sicherheitsaufschlägen wird ein Wert für Menschen festgelegt.
Die EFSA untersuchte zudem, ob Acesulfam K mit einem erhöhten Krebsrisiko, dem Entstehen koronarer Herzkrankheiten oder Störungen des Glukose- bzw. Insulinstoffwechsels zusammenhängt und kam zu dem Schluss, dass das der aktuellen Datenlage zufolge sehr unwahrscheinlich ist [EFSA, 2025b].
Bezüglich möglicher Effekte auf die körperliche Entwicklung, etwa den Zeitpunkt der Pubertät, oder frühzeitige Entbindung bei Schwangeren wurden auch keine stichhaltigen oder konsistenten Zusammenhänge festgestellt. Die Hypothese, dass Süßstoffe das Einsetzen der Pubertät beschleunigen könnten, geht aus einer Querschnittsstudie aus Taiwan hervor. 884 Mädchen wurden auf diesen Zusammenhang untersucht. Die Aussagekraft der Studie ist jedoch gering: Die Rekrutierung erfolgte nicht randomisiert und ausschließlich aus pädiatrisch-endokrinologischen Kliniken. Es ist somit nicht möglich, die Ergebnisse auf die Allgemeinbevölkerung umzulegen, da diese Mädchen möglicherweise ohnehin ein höheres Risiko für hormonelle Auffälligkeiten aufwiesen. Zudem erlaubt das gewählte Studiendesign keine kausalen Schlussfolgerungen. Insgesamt sieht die EFSA auf Basis der aktuellen Evidenz keinen Anlass für Bedenken in diesen Bereichen [EFSA, 2025b].
Zudem wurden potenzielle Verunreinigungen mit 5-Chlor-Acesulfam diskutiert. Daraus ergab sich eine Empfehlung an die Europäische Kommission zur Etablierung einer Höchstmenge in Lebensmitteln. Hierbei handelt es sich um eine Vorsichtsmaßnahme, die Sicherheit von Acelsufam K wurde jedoch nicht in Frage gestellt.
Sucralose – normale Blutzuckerwerte nach Intervention
Bei Sucralose wurde diskutiert, ob der Konsum das Risiko einer Herz-Kreislauf-Erkrankung oder erhöhter Blutzuckerwerte begünstigt. Auch Auswirkungen auf das Mikrobiom standen im Raum. Hintergrund: Suez et al. hatten in einer 2022 veröffentlichten Interventionsstudie festgestellt, dass sich die Fähigkeit des Körpers zur Blutzuckerregulation (Glukosetoleranz) – direkt nach dem Konsum von Sucralose verschlechtert. An der Studie nahmen 120 Personen teil, die zuvor keine Süßstoffe konsumiert hatten. Sie wurden in sechs Gruppen aufgeteilt. Vier Gruppen nahmen vier Wochen lang jeweils einen Süßstoff zu sich – Saccharin, Sucralose, Aspartam oder Stevia. Die fünfte Gruppe bekam zum Vergleich Glukose, während die sechste Gruppe (Kontrollgruppe) nichts erhielt. Die Teilnehmenden bekamen dreimal pro Tag eine Portion des Süßstoffes. Anhand von Blut- und Stuhlproben wurden die Auswirkungen untersucht. Alle zwei bis vier Tage machten sie außerdem einen oralen Glukosetoleranztest.
Das Ergebnis: Obwohl die konsumierten Süßstoffmengen deutlich unter den empfohlenen täglichen Höchstmengen lagen, fanden die Forschenden in allen Süßstoffgruppen Veränderungen bei der Funktion des Mikrobioms, darunter zum Beispiel in der Fettsäuren-Biosynthese oder dem Glukoseabbau. Diese Veränderungen wurden weder als pathologisch noch als gesundheitsfördernd eingeordnet. Die Forschenden kommen so lediglich zu dem Schluss, dass Süßstoffe Reaktionen im Körper auslösen können, sie geben jedoch an, dass dazu noch weitere Forschung notwendig ist.
Veränderungen in der Zusammensetzung des Mikrobioms fand man nur bei Saccharin und Sucralose. Das steht auch im Einklang mit der Erkenntnis, dass diese beiden Substanzen im Vergleich zu Aspartam und Stevia nicht vorher schon absorbiert werden, sondern großteils bis zum Darm gelangen [Conz et al, 2023]. Außerdem verwerteten die Teilnehmenden der Saccharin- und Sucralose-Gruppe Zucker plötzlich schlechter und zeigten im Glukosetoleranztest auffällig hohe Blutzuckerwerte. Nachdem die in der Studie verwendeten Süßstoffe mit Glukose gestreckt waren, geht allerdings nicht klar hervor, ob die Süßstoffe allein diesen Effekt bewirken, oder ob die erhöhten Werte nur in Kombination mit Glukose auftreten. In den sieben Tagen nach der Intervention wurden keine signifikant erhöhten Blutzuckerwerte mehr gemessen und es wurde keine langfristige Wirkung von Sucralose auf den Blutzucker festgestellt [Suez et al., 2022].
Eine Metaanalyse von Diaz et al. aus 2023 hat darüber hinaus Hinweise für einen Zusammenhang mit Übergewicht, Typ-2-Diabetes, Gesamtmortalität, Bluthochdruck und Herz-Kreislauf-Erkrankungen gefunden. Die Forschenden geben jedoch selbst an, dass die Analyse nur auf Beobachtungsstudien beruht und daher keine Aussage zu einer Ursache-Wirkungsbeziehung abzuleiten ist [Diaz et al., 2023]. So könnten Menschen mit schon bestehendem Gesundheitsrisiko beispielsweise vermehrt zu alternativen Süßungsmitteln greifen und so die Ergebnisse verzerren.
Wissenswert
Mehr zum Thema Unterschiede zwischen Korrelation und Kausalität sind im Artikel „Studien richtig lesen, verstehen und wiedergeben“ zu finden.
Die EFSA arbeitet derzeit noch an einer umfassenden Neubewertung von Sucralose. Interessant werden die Ergebnisse hinsichtlich der Effekte beim Erwärmen. So weist das deutsche Bundeszentrum für Risikobewertung (BfR) in einer Stellungnahme von 2019 darauf hin, dass beim Erhitzen von Sucralose über 120 °C möglicherweise gesundheitsschädliche und zum Teil krebserregende Stoffe gebildet werden [BfR, 2019]. Für eine abschließende Risikobewertung wurde die Datenlage jedoch als unzureichend eingeschätzt, insbesondere weil die Exposition nicht abschätzbar ist. Aus einer Stellungnahme der Internationalen Süßstoff-Vereinigung (engl. International Sweeteners Association; ISA) geht hervor, dass Sucralose klar als sicher eingestuft wird [ISA, 2023]. Zum jetzigen Stand beträgt der ADI-Wert 15 mg pro kg Körpergewicht.
Saccharin – Einfluss auf Blutzucker nicht bestätigt
Für Saccharin wurde der ADI-Wert im Zuge der Neubewertung 2024 von 5 mg pro kg Körpergewicht pro Tag auf 9 mg erhöht. Der frühere ADI-Wert basierte auf dem in Rattenstudien beobachteten, erhöhten Auftreten von Blasentumoren. Inzwischen besteht jedoch wissenschaftlicher Konsens darüber, dass dies für den Menschen nicht relevant ist.
Auch der Einfluss der Saccharinzufuhr auf den Glukosestoffwechsel wurde bewertet. Die Interventionsstudie von Suez et al. dokumentierte erhöhte stärkere glykämische Antwort an den Tagen, wo Saccharin konsumiert wurde. Am Ende des zweiwöchigen Beobachtungszeitraums gab es jedoch keine statistisch signifikanten Unterschiede der Blutzuckerkurven oder im Insulinstoffwechsel [Suez et al., 2022]. Diese Untersuchung war Teil der Neubewertung durch die EFSA, die zu diesen Gesundheitseffekten aufgrund von fehlender Evidenz keine abschließende Beurteilung abgab. Die restlichen Daten führten jedoch dazu, dass der ADI-Wert erhöht und Saccharin erneut als sicher eingestuft wurde. Der Süßstoff kann in den üblichen Mengen somit bedenkenlos verzehrt werden [EFSA, 2024].
Erythrit – kein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Eine Beobachtungsstudie von Witowski et al. aus dem Jahr 2023 stellte einen Zusammenhang zwischen dem Zuckeralkohol Erythrit im Blut und einem höheren Risiko für Schlaganfall, Herzinfarkt und andere kardiovaskuläre Ereignisse fest. Dafür wurden Blutproben von fast 1200 Personen mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten untersucht. Bei Probandinnen und Probanden, die innerhalb des dreijährigen Beobachtungszeitraums einen Herzinfarkt oder Ähnliches erlitten, wurde ein gesteigerter Erythrit-Gehalt im Blutplasma gemessen [Witowski et al., 2023]. Da es sich bei den Studienteilnehmenden nicht um gesunde Personen handelte, ist jedoch unklar, inwiefern der erhöhte Erythrit-Gehalt im Blut ausschlaggebend für das kardiovaskuläre Ereignis war. Die EFSA beschreibt den Zusammenhang als höchst unwahrscheinlich [EFSA, 2023].
Diese Studie war auch Teil der 2023 veröffentlichen Neubewertung der EFSA, aus der hervorgeht, dass es keinen Ursache-Wirkungs-Zusammenhang zwischen dem Verzehr von erythrithaltigen Lebensmitteln und einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und damit verbundenen Risikofaktoren gibt. Weitere Untersuchungen könnten dabei helfen den Ursprung dieser Assoziation zu ergründen. Mit der Neubewertung wurde erstmals ein ADI-Wert von 0,5 g pro kg Körpergewicht pro Tag festgelegt. Dieser basiert auf dem abführenden Effekt, der bei hohen Verzehrsmenge auftritt [EFSA, 2023].
Limitationen der Untersuchungen
Zurzeit gibt es ausschließlich Untersuchungen zu einzelnen Süßungsmitteln. Ein Punkt, der diesbezüglich spannend wäre, ist die Untersuchung von Süßstoffkombinationen, wie sie in handelsüblichen Produkten häufig vorkommen. Auch spezifische Reaktionen wie durch Erhitzen, sind in zukünftigen Studien zu berücksichtigen. Das BfR hat in einer Stellungnahme 2023 geäußert, dass die damalige Datenlage zur gesundheitlichen Wirkung von Süßstoffen aus ihrer Sicht nicht ausreicht, um eine abschließende gesundheitliche Risikobewertung vorzunehmen. Das bedeutet allerdings nicht automatisch, dass Sorge hinsichtlich ihrer Sicherheit besteht. Aufgrund heterogener Forschungsergebnisse oder fehlender Erkenntnisse wird lediglich der weitere Forschungsbedarf verdeutlicht [BfR, 2023].
Höchstmengen in Lebensmitteln meist unterschritten
Um die Sicherheit und gesundheitliche Unbedenklichkeit eines Produkts zusätzlich zu gewährleisten, sind daher die meisten Lebensmittelzusatzstoffe in der EU mit einer bestimmten Höchstmenge zugelassen.
Selbst bei konservativer Schätzung liegen die höchsten angenommenen Aufnahmemengen bei Aspartam, Sucralose, Erythrit, Acesulfam-K und Saccharin in allen Bevölkerungsgruppen unterhalb dieser Werte, sodass keine Sicherheitsbedenken bestehen [EFSA 2025, EFSA 2024].
Beispielsweise dürfen in kalorienreduzierten aromatisierten Milchprodukten sowie Erfrischungsgetränken max. 1000 mg Aspartam pro L verwendet werden. In den meisten dieser Produkte sind nur 50–350 mg pro L enthalten. Das Unterschreiten der erlaubten Verarbeitungsmenge seitens der Lebensmittelhersteller macht eine Überdosierung noch unwahrscheinlicher [EFSA, 2013].
Unter der Beachtung der gewöhnlichen Aufnahmemengen bestehen somit keine Risiken für die menschliche Gesundheit [EFSA, 2013].
Fazit
Ergebnisse aus Einzelstudien können schnell verunsichern, vor allem wenn deren Ergebnisse als Headlines erscheinen und Studiendesign, beziehungsweise deren Aussagekraft unreflektiert bleiben. Die unabhängigen Sicherheitsbewertungen der EFSA umfassen wissenschaftliche Untersuchungen aus vergangenen Jahrzehnten sowie reale Verbrauchsdaten, wodurch sie eine hohe wissenschaftliche Verlässlichkeit besitzen. So gelten Lebensmittelzusatzstoffe durch das strenge Zulassungsverfahren als umfassend untersucht und sicher. Im Rahmen der laufenden Neubewertungen wurden manche ADI-Werten sogar angehoben. Es gilt somit bislang unverändert, dass Aspartam und Co. für den menschlichen Konsum unbedenklich sind.
Literaturverzeichnis
Bundeszentrum für Risikobewertung (BfR): Süßstoff Sucralose: Beim Erhitzen von Lebensmitteln können gesundheitsschädliche Verbindungen entstehen. BfR-Stellungnahme Nr. 012/2019 des BfR vom 9. April 2019. https://www.bfr.bund.de/cm/343/suessstoff-sucralose-beim-erhitzen-von-lebensmitteln-koennen-gesundheitsschaedliche-verbindungen-entstehen.pdf (Zugriff: 09.05.2025).
Bundeszentrum für Risikobewertung (BfR): Süßungsmittel: Mehrheit der Studien bestätigt keine Gesundheitsbeeinträchtigung – allerdings ist die Studienlage unzureichend. Stellungnahme Nr. 004/2023 des BfR vom 7. Februar 2023. https://www.bfr.bund.de/cm/343/suessungsmittel-mehrheit-der-studien-bestaetigt-keine-gesundheitsbeeintraechtigung-allerdings-ist-die-studienlage-unzureichend.pdf (Zugriff: 09.05.2025).
Conz A, Salmona M, Diomede L: Effect of Non-Nutritive Sweeteners on the Gut Microbiota. Nutrients 15: 1869 (2023).
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European Food Safety Authority (EFSA): Scientific Opinion on the re-evaluation of aspartame (E 951) as a food additive. EFSA Journal 11(12): 3496 (2013).
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Jones GS et al.: Sweetened beverage consumption and risk of liver cancer by diabetes status: a pooled analysis. Cancer Epidemiol. 79:102201 (2022)
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Scientific Committee on Food (SCF): Opinion of the Scientific Committee on Food on sucralose. Brüssel (2000).
Sofritti M et al.: Life-Span Exposure to Low Doses of Aspartame Beginning during Prenatal Life Increases Cancer Effects in Rats. Environ Health Perspect. 115(9): 1293-7 (2007)
Stepien M et al.: Consumption of soft drinks and juices and risk of liver and biliary tract cancers in a European cohort. Eur J Nutr. 55(1):7–20 (2016).
Suez J et al.: Personalized Microbiome-driven Effects of Non-nutritive Sweeteners on Human Glucose Tolerance. Cell 185(18): 3307–3328 (2022).
Witkowski M et al.: The Artificial Sweetener Erythritol and Cardiovascular Event Risk. Nature Med 29: 710–718 (2023).
Schwerpunkt
Diskurs rund um Zucker
Der Konsum von Zucker und seine gesundheitlichen Auswirkungen sind Gegenstand intensiver wissenschaftlicher Forschung und öffentlicher Diskussion. Aktuelle Studien zeigen differenzierte Zusammenhänge zwischen Zuckerkonsum, Adipositas und metabolischen Erkrankungen.
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